Presse

Süddeutsche Zeitung, 6.3.2016

Virtuoser Poet in höchster Klarheit

Vor wenigen Monaten ist er in Gauting im Duo mit seinem Bruder aufgetreten. Aber mit einem Solorezital hörte man Benjamin Moser in seiner Heimat schon Jahre nicht mehr. Aus der Phase, in der Wettbewerbserfolge und Stipendien als Qualitätsmerkmale galten, ist er bereits eine Weile raus. Was heute vom Renommee des knapp 35-jährigen Pianisten zeugt, sind Einladungen zu Festivals - zum Luzern Festival, bereits dreimal zum Klavierfestival Ruhr, Chopinfestival Marienbad, nach Tokio und Peking sowie Klavierkonzerte mit namhaften Orchestern (Staatskapelle Weimar, WDR-Symphonieorchester, Nordwestdeutsche Philharmonie) und Dirigenten (Kristjan Järvi, Andris Nelsons, Wojciech Rajski) in berühmten Konzertsälen (Tonhalle Zürich, Alte Oper Frankfurt, Carnegie Zankel Recital Hall New York). Moser war kein Senkrechtstarter, seine Erfolgsentwicklung ist langsam, dafür aber stetig und solide.

Zu Gast beim Kulturkreis im Gilchnger Gymnasium erfreute er das Publikum mit einem Programm, mit dem er in wenigen Tagen in der Londoner Wigmore Hall seine größten Trümpfe aus der Tasche zieht. Moser ist ein Tastenpoet, den technisch höchste Schwierigkeitsgrade nicht aus der Ruhe bringen. Sich expressiv in Szene zu setzen oder spektakuläre Gesten zu zelebrieren, das ist nicht sein Ding. Ungeachtet der virtuosen Fingerakrobatik etwa in "Scarbo" aus "Gaspard de la Nuit" von Ravel blieb die Klarheit der Stimmendisposition und die Transparenz in den komplexen Gefügen oberstes Gebot und wurde von Moser bezeichnend unauffällig bewältigt.

Ruhe, Ausgeglichenheit und Konzentration sind beste Voraussetzungen, stets das Ganze zu sehen und in weiten Spannungsbögen zu denken. Selbst die im Grunde harmlose Auswahl "Lyrischer Stücke" von Grieg erhielten eine überzeugende formale Geschlossenheit, auch wenn Moser hier einen enormen Reichtum in der Charakterdifferenzierung aufbot und sich bisweilen detailverliebt kleinsten filigranen Figuren ("Zug der Zwerge") mit Hingabe widmete.

Der lyrischen Grundhaltung Mosers entspringt auch die Gabe, vielfältige Stimmungen zu erzeugen und mit Farbnuancen zu jonglieren. Dies galt schon bei Ravel, etwa in den Farbsphären von "Ondine", weit mehr noch in Debussys "Children's Corner", der geradezu ausschließlich aus sechs Stimmungsbildern bestehenden Suite. Beginnend mit einem plastisch geformten Flirren in "Doctor Gradus ad Parnassum" über meisterhaftes Rubato im verspielten "Serenade for the Doll" bis hin zum beschwingtem Schluss-Ragtime mit sachte verdunkelten Spannungszäsuren: Moser versteht es, auch ohne ausladende Gestik fesselnd zu erzählen. Oder auch zu singen, was er selbst mit Links - Prélude und Nocturne für die linke Hand allein - im op. 9 von Skrjabin mit Bravour bewies.

Ein so überaus feinfühliger Zugriff machte umso gespannter auf die Sonate B-Dur op. 83 von Prokofjew, die mit ihren Kriegsszenarien bisweilen brachial daherkommt. Die Kraft hat Moser durchaus in den Fingern, keine Frage. Seine Interpretation lebte aber vielmehr von unterschwelliger Spannung und drückender, bedrohlicher Atmosphäre. Die drängende Marsch-Schärfe im Kopfsatz stellte die Weichen für das donnernde Ende im dunkel groovenden Jazz-Finale. Umso beseelter erklang das sehnsuchtsvolle Gebet im Mittelsatz mit Gesang: Die Vision einer heilen Welt, wie sie nicht traumhafter sein könnte. Frenetischer Applaus und eine stille Schumann-Zugabe.

Pizzicato Magazin 19.08.2015

Beethovens Sonate Nr. 32 op. 111 und Franz Schuberts Sonate Nr. 21 D. 960, also zwei der größten Werke der Klavierliteratur auf einer CD, das ist schon etwas! Jeder Pianist, der etwas auf sich hält, muss sich diesen beiden Stücken irgendwann stellen. Die einen früher, die anderen später. Sieht man sich die Diskographie an, so steht man vor eine Fülle von Aufnahmen und Interpreten. Doch seien wir ehrlich, so gut die meisten Einspielungen auch sind, so selten nehmen sie den Hörer auf neue Pfade der Erkenntnis mit. Ganz anders diese Neueinspielung mit Benjamin Moser. Der Pianist war zum Zeitpunkt der Aufnahme 33 Jahre alt und befand sich genau im richtigen Alter, um diese beiden Sonaten aufzunehmen.

Einerseits hatte Moser seine erste ‘Lehrzeit’ beendet, anderseits war er fit, sich neuen Wegen und interessanten Aspekten zu stellen und diese dann sowohl auf spieltechnischem wie auch interpretatorischem auf höchstem Niveau einzubringen. Bereits die erste Takte des Maestoso von Beethovens Opus 111 lassen es erahnen: Hier geht ein Pianist zu Werke, der sofort und mit erstaunlicher Leichtigkeit Beethovens Musik auf den Punkt bringt und dabei in seinem reflektorischen Spiel tief in die Musik eindringt. Die lange Arietta wird zu einem Wunderwerk an Eleganz und Balance: jede Stimmung, jede Phrase wird mit einer Natürlichkeit erarbeitet und dargeboten, die mustergültig ist.

Auch das Spannungsfeld, in dem Moser die Schubert-Sonate interpretiert, macht hellhörig. Der große Atem des wunderbaren Kopfsatzes, die melodiöse Linie – fast möchte man sagen Bogenführung – die emotionale Tiefgründigkeit, die unendlichen Schattierungen, mit denen Benjamin Moser Schuberts Musik begegnet, all dies macht diesen Satz und die drei folgenden so außergewöhnlich, dass man sowohl diese Einspielung der letzten Schubert-Sonate wie auch die von Beethovens Opus 111 ohne zu Zögern zu den Referenzaufnahmen zählen muss. Denn neben einem erstklassigen Spiel werden Interpretationen geboten, die man selten als so neu, so schlüssig, so vielschichtig und so schön erlebt hat. Prädikat: Sehr wertvoll!

Excellent and expressive playing, with a lot of emotional depths and, here and there, new ideas. For both of the works, Moser’s performance has such a quality that it has to be counted among the best available.

Mitteldeutsche Zeitung, 13.9.2014

"Das, was die Staatskapelle Weimar unter dem Dirigat ihres Leiters Stefan Solyom und der Solist Benjamin Moser boten, waren eine zweistündige Werbung für die Kraft und die Schönheit der Musik. (...) Im Zentrum stand Ludwig van Beethovens drittes Klavierkonzert in c-moll mit Benjamin Moser. Mal in fragiler Zartheit, dann perlend und aufbrausend spielte er das 1803 in Wien uraufgeführte Werk. Dabei stand er in lebhafter Zwiesprache mit dem Orchester.(...) Zwei Zugaben forderte das begeisterte Publikum Benjamin Moser ab."

New York Times, 17.5.13, A. Tomasini

Commanding solos in an evening of concertos. This year the chosen soloists were particularly excellent...Mr. Moser (who at 6-foot-6 may be the tallest pianist since Van Cliburn) tore into Liszt’s Piano Concerto No. 1 in E-flat, giving an impetuous and powerful performance. His playing was impressive for its organic sweep and full-bodied character..., this was an urgent and feisty performance.

Klavierfestival Ruhr, Westdeutsche Allgemeine, M.Schrahn, 27.5.2013


Ein Pianist mit bezwingender Musikalität

Benjamin Moser ist der Typ eines Pianisten, der sich selbst am wenigsten in den Vordergrund stellt. Der weder hyperventilierend-virtuos die Tastatur durchpflügt, noch in einer Art Trancezustand die Gesetze der Langsamkeit erforschen will. Der junge Münchner ist vielmehr ein Künstler mit bezwingender Musikalität, ein Diener des Notentextes. Welche Ruhe geht von Moser aus, wenn er Schuberts letzte Sonate (B-Dur) in aller Schlichtheit aufblühen lässt, sodass wir reine Schönheit hören. Der Pianist formuliert beinahe andächtig die einfachen, innigen Melodien, lässt sie atmen und nachklingen. Musik für die Seele ist das.

Solinger Tageblatt, Rezital Solingen, 5.3.2013

Klavierabend auf höchstem Niveau

Seit seinem ersten Auftritt in der Klingenstadt vor drei Jahren hat sich die Karriere von Benjamin Moser aufsehenerregend entwickelt. Am Sonntag kehrte er ins Kunstmuseum Solingen zurück und begeisterte mit der Kraft und Klarheit seines Spiels. Aufregend gelang die 1. Klaviersonate von Johannes Brahms.Man konnte sich deutlich vorstellen, welch tiefen Eindruck der zwanzigjährige Brahms gemacht haben muss, als er sie 1853 in Düsseldorf dem Ehepaar Robert und Clara Schumann vorspielte. „Wir wurden in immer zauberischere Kreise hineingezogen“, sagte Robert Schumann damals und nicht anders erging es den Zuhörern im voll besetzten Meistermannsaal.Zuvor gab es mit dem Tristanvorspiel in einer Klavierbearbeitung von Zoltan Kocsis eine Hommage an den Jubilar des Jahres, Richard Wagner. Dann spielte Benjamin Moser auf sehr persönliche Weise sieben der Préludes von Claude Debussy. Dunkle Glockenklänge aus geheimnisvoller Tiefe (La cathédrale engloutie), der dahinstürmende Westwind (Ce qu’a vu le vent d’ouest) und das flachsblonde Mädchen (La fille aux cheveux de lin) faszinierten in besonderem Maße. Erst im 20. Jahrhundert erkannten Pianisten wie Arthur Schnabel den musikalischen Reichtum der drei letzten Sonaten von Franz Schubert aus seinem Sterbejahr 1828. Inzwischen gelten sie als Meisterwerke eines frühen romantischen Klavierstils.Benjamin Moser spielte die Sonate B-Dur und zeigte dabei die ganze Reife seiner Interpretationskunst. Der Pianist muss im 1. Satz über mehr als 20 Minuten einen stetigen Klangfluss aufrecht erhalten. Auf ein wuchtiges Andante folgt dann ein spritziges Scherzo, ehe die Sonate mit einem lebhaften Finale endet. Die nie nachlassende Spannung löste sich am Schluss in stürmischem Beifall. Benjamin Moser dankte mit einem reizenden Ausschnitt aus Schumanns „Kinderszenen“.Sein Recital bildete den gelungenen Abschluss einer Konzertreihe, die außergewöhnliche Erlebnisse bot. Auf die nächste Saison der Museumskonzerte, die am 22. September beginnen wird, darf man sich freuen.

Nordbayerischer Kurier, Rezital Bayreuth, 11.9.2011
Sein Zugriff auf den späten Brahms, auf die erste Nummer des herbstlichen Spätwerks Op.118, ist extrem forsch. Doch schon wie er die zweite Nummer angeht ist erstaunlich: Da hört man in ein paar Takten das ganze Leben. Da bohrt es zart, da wird es tieftraurig, ja so zu Tränen rührend. Er weiß, was er da spielt, er gibt die Rührung weiter, aber er bleibt klar. Selbst der Rausch des Liebestodes (...) wird kristallklar gestaltet, nicht pseudo-meditativ verschmiert. (...) Der Wagner-Verband hat bei der Auswahl dieses Stipendiaten eine glückliche Hand bewiesen. Moser spielt alte Stücke - die plötzlich wieder sehr neu klingen."

Rheinische Post, Rezital Rheinberg, 6.9.2011
"Spontane Bravo-Rufe. Mit einem sensibel poetischen Klavierabend eröffnete die Musikalische Gesellschaft ihre Konzertsaison. Benjamin Moser überzeugte mit seiner überlegenen Technik in einem breiten Spektrum erfüllter Klaviermusik. Er artikulierte äußerst lebendig in einer Mischung aus Schlichtheit und Finesse, zarter Grazie und präzisem rhythmischem Anschlag (Beethoven, Variationen Op.34). Sein feiner Anschlag und der subtile Pedalgebrauch brachten die Töne des Bösendorfer-Flügels wunderbar zum Klingen und schafften einen außergewöhnlichen Reichtum an Klangfarben (Brahms Op.118). Höchste emotional, dennoch ernsthaft und präzise interpretierte Moser Isoldens Liebestod von Liszt. (In Prokofievs Romeo und Julia) zeichnete er intime Momente distinguiert zurückhaltend und ließ die agressiven Passagen explodieren, ohne in Lärm abzugleiten. Leidenschaftlich und unmissverständlich grimmig (...) spielte Moser Prokofievs Sonate Nr.7 und veranlasste das Publikum zu spontanen Bravo-Rufen.

Südkurier, Rezital Bodenseefestival, 6.Mai 2010
"Pianist der Sonderklasse. Sensationell gut. Benjamin Moser (...) spielte in beglückend tönender Manier Werke von Frederic Chopin bis Ludwig van Beethoven. Allein seine Auswahl der Musikstücke (Chopin Walzer, Etüden, Polonaise-Fantaisie, Beethoven Sonate Op.111), zeugte von seinem immensen Können, denn das verlangte enorme Technik wie anmutige Klangpoesie.(...) Er verschmolz mit der Partitur dieser anspruchsvollen Musik, gerade die Übergänge zu Pianotönen faszinierten voll (...), ein brilliantes Klavierkonzert mit Hochgenuss pur."

Donaukurier, Rezital Pfaffenhofen, 24.2.2010
"...welche Klangfarben Moser dabei zur Verfügung stehen, wie er eine Linie plötzlich verdunkelt, eine andere Stimme dafür leuchtend klar hervortreten lassen kann, wie der Diskant sphärisch und eine Bassstimme erdverbunden tönt, lässt sich bei weitem besser hören als beschreiben. (...) Ein gleichermaßen auf klangliche Wirkung bedachter wie mit klarem Sinn für musikalische Linienführung begabter Pianist. (...) Große Kunst, die beweist: Klavierspieler spielen Klavier, ein Pianist - wie Benjamin Moser - spielt auf dem Klavier."

Hannoversche Allgemeine, Rezital Hannover, 30.Oktober 2008
"Pianist Benjamin Moser begeistert in Hannover. (...) Er ist der Mann der feinen Nuancen, des zarten Anschlags, ein poetischer Klangmaler mit enormer Ausdruckskraft. Wenn Benjamin Moser am Flügel sitzt, dann trägt er sein tiefstes inneres nach außen."